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Gründlicher und nützlicher Unterricht von Wartung der Bienen.

Aus wahrer Erfahrung zusammengetragen durch Nickel Jakoben / Mitbürger in Sprottau.

Gedruckt zu Görlitz/ In Verlegung Hans Jakob Stotzens/ Buchb. daselbst 1653.

Die erste Ausgabe des Buches erschien 1568. Grundlage nachfolgender Abschrift ist die Ausgabe von 1653.

Sprache, Schreibweise, Zeichensetzung und Textgliederung sind in nachfolgender Abschrift, wo dies als dem Lesefluss förderlich erscheint, maßvoll dem heutigem Gebrauch angepasst. Systematische Setzfehler dieser Ausgabe, wie z.B. "herzlich" statt herrlich, soweit als solche durch Vergleich mit der Ausgabe von 1593 zweifelsfrei erkannt, sind korrigiert. Erklärungs- bzw. interpretationsbedürftige Wörter sind direkt im Text kommentiert.

Inhalt

Vorrede
Das 1. Kapitel - Wie man Bienen kaufen, fortführen und zeugen soll
Das 2. Kapitel - Von Bienstöcken oder Beuten zu machen und aller anderen Notdurft
Das 3. Kapitel - Von Ordnung der Bienstöcke
Das 4. Kapitel - Von Mehrung und Schwärmen der Bienen
Das 5. Kapitel - Wie man soll den Bienen das Schwärmen erwehren
Das 6. Kapitel - Mehr von Bienen zu wissen, wenn sie schwärmen
Das 7. Kapitel - Bienen abzunehmen von hohen Bäumen ohne Leitern
Das 8. Kapitel - Von den Gärten, und was man hinein zeugen soll den Bienen zugute
Das 9. Kapitel - Von Bienen und Bienstöcken in Heiden und Wäldern
Das 10. Kapitel - Wie und wann die Nützung von den Bienen soll genommen werden, und vom Zeuge, darzu gehört
Das 11. Kapitel - Von wegen der Bienen
Das 12. Kapitel - Wie und wann die Bienen aus den Löchern der Bäume zu nehmen sind
Das 13. Kapitel - Von der Krankheit des Weisels
Das 13. Kapitel - Von der Krankheit der Bienen
Das 15. Kapitel - Wie die Krankheit der Faulen Brut zu heilen
Das 16. Kapitel - Von einer Krankheit der Bienen, die Rote Ruhr genannt
Das 17. Kapitel - Vom Honig, das den Bienen zu Essen gegeben wird
Das 18. Kapitel - Vom Rauche zu den Bienen
Glossar

Vorrede

Wiewohl der allmächtige gütige Gott viel herrlicher Tugenden in den unvernünftigen Tieren gemalet und abgebildet uns vernünftigen Menschen zum Exempel und Erinnerung, erscheinen doch dieselben mehr und reicher an den Bienen. Denn in diesen kleinen Tierlein sind viel herrlicher Tugenden, welcher Betrachtung und Nachfolgen uns hochnützlich ist, nicht allein zur Besserung und Mehrung äußerlicher Zucht und Ehrbarkeit, sondern auch unser Leben nach Gottes Gebot, sonderlich gegen der Obrigkeit, in Untertänigkeit anzustellen.

Und wird uns an Ihnen ein herrlich wohlgeordnet Regiment und Politia vorgestellet, darin sie ihren König, als von Gott verordnete Obrigkeit, in gebührlichen Ehren und Würden halten, welchem sie nicht allein Reverenz und Untertänigkeit erzeigen, sondern ihm auch durch ihre treue und fleißige Arbeit notdürftigen Tribut und Unterhalt schaffen, damit sie unter seinem Schutz in Ruhe und Frieden sein, und desjenigen, was Gott bescheret, sicher genießen mögen, wie denn ihren Gehorsam nicht allein Plinius und Aristoteles beschreiben, sondern auch die tägliche Erfahrung zeuget und beweiset.

Sie sorgen und arbeiten nicht allein ihrem König zugut, sondern haben ihn daneben lieb und wert, lohnen ihm nicht nach gemeinem Weltbrauch, wie dem alten Hunde, der das Wild nicht mehr erlaufen kann, mit Undank, sondern in seinem schwachen Alter heben, tragen und ernähren sie ihn, bis er stirbt, denn betreuen sie ihn, wie hernach ferner Meldung davon wird getan werden.
Solche Liebe und Treue beweisen sie nicht alleine ihrem Könige, sondern auch ihnen selbst untereinander, sie arbeiten alle mit gleichem Fleiß, und obwohl im Sommer eine mehr Vorrat einträgt als die andere, wird es doch alles der ganzen Sammlung zugut verwahret, dass dieselbigen den kalten rauhen Winter über davon erhalten und gespeiset werden, bis man auf den Sommer neue Nützung (Ertrag bzw. Tracht) und Proviant einschaffen kann.
Wiewohl aber der Müßiggang und Faulheit niemand gestattet wird, sondern müssen alle arbeiten, und den gemeinen Nutz fördern helfen, ist doch die Arbeit nicht bei allen gleich schwer, sondern die jungen Bienen müssen fern ausreisen, und sich um allerlei Nützung, von Honiggewirkte (Wabenbau), Wachsbänder, und dergleichen bemühen, dieweil sie jung und stark sein. Dagegen wird den alten vergönnt, daheim zu bleiben, und keine Arbeit auferleget, die ihnen zu hart und schwer sein möchte, sondern sie warten auf der jungen Bienen Zukunft (Ankunft), und damit dieselben desto schleuniger wieder fortreisen, nehmen die Alten das gebrachte Gut von ihnen, tragen und verwahren es an gebührlichen Orten zur Notdurft, wie denn ein jeder fleißiger Bienenmann zeugen wird, dass in Zeit der Nützung allwege mehr junge Bienen denn alte im Flug gesehen werden.

Durch solches dieses unvernünftigen Tierleins Exempel sollen wir uns gebührliche Ehre und Reverenz dem lieben Alter zu erzeigen bewegen lassen.
Wie sie aber fleißig sind bei der Arbeit und sparsam im Erworbenem, also leiden sie keines Weges die Müßiggänger und faulen Gesellen.
Dieweil im Frühling viel junge Bienen gezeuget, sind darunter nicht wenig Threnen (Drohnen), welche gar nichts arbeiten, und keine Nützung bringen, sondern singen und klingen täglich nach Mittage für den Bienstöcken, ziehen danach wieder hinein, und was die anderen gesammlet und eingetragen, das können sie meisterlich verzehren helfen.
Die arbeitsamen Bienen dulden sie so lange, als genugsam vorhanden ist, aber im Herbst, wenn der kalte Winter nahend für der Tür ist, bekommen dieselben Fäulinge nicht gar einen freundlichen Urlaub. Denn wo sie nicht gar tot abgewürget, werden sie doch aus den Bienstöcken getrieben, dass sie vor Hunger und Kälte hernach verderben müssen.
Derhalben sie auch alle Ritze mit Beutenleim (Propolis) gar fleißig verstreichen, dass nicht fremde Bienen und schädliche Würmer hineinkommen, und was Gott bescheret, sie beruhlich (ge-)brauchen mögen.

Unsere faule lose Hummeln möchten auch von den Bienen im Sommer lernen Honig eintragen, weil sie Leibesstärke halben arbeiten und zur Nahrung kommen können, davon sie auf den Winter ihres Alters was herzunehmen hätten, und nicht Panem propter Deum singen (um Brot betteln) dürften. Aber die heillosen Buben tun kein Gut (tun nichts Gutes), weil die Bäume und Felder mit allerlei lustiger und genießlicher Blüte bekleidet, sondern sie singen und klingen, weil was im Felde ist. Kann es auch ihnen so gut werden, fressen sie guten Leuten ihr Brot für dem Maule hinweg. Darum müssen sie hernach, wenn andere fleißige Bienlein ihres eingetragenen Vorrats genießen, mit dem Bären, welcher auch ein Bienenfeind ist, die Klauen saugen. Und wie im Herbst die Threnen aus den Bienstöcken getrieben werden, also verschleust (verschließt) ein gut Mann vor seinen Hummeln auch seine Tür, und heißt sie aufheben, wo sie gedroschen haben.
Über (außer) diese faule Hummeln, so nichts gelernet, denn vom Schlemmer singen (als es sich gut gehen lassen), haben die Bienlein viel andere schädliche Widersacher und Feinde. Das sind die Wespen, welche nicht allein in die Bienstöcke kriechen, sondern auch mit ihrem Stechen Menschen und Vieh beleidigen, wie denn auch noch viel andere Feinde diesem arbeitsamen Tierlein nachstellen, dass sie es ganz und gar verschlingen, als der Grünspecht, Marder, Bär, Eidechsen, Kröten, Spinnen, Frösche etc., welche aber endlich durch fleißig Aufschauen des Bienenwarters gar erschlagen oder ja gefangen werden, wie man denn den Grünspecht vor den Beuten leichtlich fängt mit einer Schlingen, dass er daran erwürgen muss, zur Warnung den bösen Buben, welche, nachdem sie gute Leute mit Raub und Diebstahl vielfältig betrübet, kommen sie endlich dem Henker an seinen Strick und müssen daran erwürgen.

Nebem fleißiger Mühe und Arbeit sind die Bienen sehr keusch, dass Plinius recht von ihnen saget, niemand habe jemals ihre Vermischung gesehen. Derhalben saget Virgilius mit Aristotele, dass sie ihre Jungen aus den Blumen saugen, und sind doch so fruchtbar, dass aus manchem Stocke einen Sommer drei oder vier Schwärme gefallen in unseren Landen. Aber in Pommern und anderen Ländern viel mehr, wie solches glaubwürdige Leute zeugen. Dadurch wir erinnert, dass Kinder Gaben Gottes sind, von welchem sie müssen erbeten werden, wie Anna (Hanna) den Samuel (Jud. I.) durch ihr emsiges Gebet erlangte, und gibt sie Gott nach seinem gnädigen Willen wenig oder viel. Wo aber Gottes Segen nicht ist, da ist alle Hoffnung umsonst.

Es haben auch die Bienen die Art, dass sie die ganze Nacht über ruhen, brummen nicht so sehr wie am Tage, bis auf den Morgen, wenn es Zeit ist, an die Arbeit zu treten, da macht sich eine jegliche auf und tut ihr Amt.
Aber unsere Nacht-Raben kehren diese gute Ordnung um und verkehren die Nacht in den Tag, wie der Prophet Esaias am 5. und 56. Cap. saget: Die Nacht über laufen sie aus einem Bier- oder Weinhause in das andere, singen und schreien, dass man wenig Ruhe vor Ihnen hat. Des Tages aber, wenn man was nützliches sollte arbeiten, liegen sie und schnarchen, bis dass das übrige Getränk verdauet, welches sie mit Haufen in sich gegossen. Sie werden aber der gebührlichen Strafe zu seiner Zeit nicht entgehen.
Denn überdies, dass solche Nacht-Eulen mit ihrem unordentlichen Leben einen ungesunden Leib, frühzeitiges Alter und leeren Beutel bekommen, werden sie gemeiniglich bei trunkener Weise von ihresgleichen, ob sie wohl selber nicht Krieg anfangen, gezeichnet, dass sie eine Zeit hernach daran gedenken, wenn sie gleich der Obrigkeit Strafe entgehen.

Von der fleißigen Bienen treuen Arbeit und Eigenschaft ist bis anher ein wenig Meldung geschehen, will sich nun auch gebühren, etwas von ihrem Könige zu sagen. Derselbe, weil er seiner Untertanen unersparten Fleiß und wohlmeinend Gemüt spüret, überhebet er sich keines Weges seines hohen Amts, begibt sich nicht in Fressen, Saufen und Bankettieren, sondern er trachtet auf der Seinen Nutz und Bestes, hält sich auch seiner Digniter (lat. "Würde") und Würden gemäß, hat bei sich Trabanten und Diener, durch welche er die Ungehorsamen strafet.
Und wie Plinius zeuget, sitzet er nicht müßig, sondern gehet umher, schaut mit Fleiß, wie die Seinen arbeiten, damit sie nicht in Müßiggang geraten. Er hält gute Ordnung, lässt die alten, betagten Bienen daheim aufwarten, und, wie zuvor angezeiget, müssen die jungen auswandern und Victualien (Nahrung) holen, welche die alten von ihnen nehmen und nach Anweisung des Königs verwahren und auf künftige Not aufheben. Daher auch ungezweifelt der König den Namen des Weisels bekommen, dass er seinem Volk Anleitung und Anweisung gibt, danach sie sich in all ihrem Tun und Arbeit zu richten haben, welches auch klar daraus zu vernehmen ist, dass, sobald er stirbt, tun die Bienen kein Gut (nichts Gutes) mehr, sondern von großem Trauern sitzen sie ohn ferner Sorgen der Nahrung bei ihrem verstorbenen Könige und arbeiten gar nichts, kommen also um, woferne ihnen nicht ein anderer König gegeben wird, wie in diesem Büchlein an gelegenem Ort ferner Meldung geschieht.

Ob auch wohl der König über die Seinen volle Gewalt hat, und mit einem Stachel gewappnet ist, übet er doch keine Tyrannei noch Gewalt, sondern hält jedermann gleichen und treuen Schutz, und ist daneben gegen seine lieben Untertanen gütig und gnädig, brauchet keines Weges seinen Stachel wider dieselben, der frommen Obrigkeit zum Exempel und Beispiel, dass sie mit ihren Untertanen, so ihnen von Gott vertrauet sind, sollen Geduld tragen, sie nicht wider Billigkeit beleidigen noch beschweren, sondern vielmehr wider böse Buben schützen und beschirmen, wie denn der Bienenkönig, im Fall der Not, selbst mit Heereskraft auszeucht (auszieht) und streitet wider seine Feinde mit ganzem Regiment und hellen Haufen, welches Virgilius gar merklich beschreibet und Plinius zeuget, dass sonderliche Hauptleute die Ordnung stellen, ehe denn die Schlacht angehet.

Das sei in Kürze von den Bienen und ihres Königs Eigenschaften gesaget, welche uns Gott der Allmächtige ohn Zweifel vorgestellet, dass wir ihrem züchtigen, mäßigen, nüchternen und arbeitsamen Leben in seiner Furcht und Gehorsam gegen unserer Obrigkeit nachfolgen sollen, wie uns denn auch der hochweise König Salomon am 6. Cap. zu der fleißigen Omeis (Ameise) weiset, dass wir von ihr arbeiten und nicht faulenzen lernen, auf dass wir nicht im Winter mit der Heuschrecke, welche auch wie die faulen Hummeln weidlich singet, weil das Feld grün ist, hernach müssen Mangel leiden, sondern in Gottes Furcht durch seinen Segen und unseren Fleiß ziemlich Unterhalt haben.
Das verleihe uns der liebe Gott und treue Vater.
AMEN.

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Das 1. Kapitel
Wie man Bienen kaufen, fortführen und zeugen soll

Ich kannn nicht befinden, dass in unseren Ländern jemals Bienen in einem toten Aas sind befunden worden, wie Judicum am 14. geschrieben stehet (Das Buch der Richter, 14. Kapitel), auch Petrus de Crescentiis und Virgilius davon schreiben.
Derhalben, wer Bienen haben will, der bringe sie nicht an sich mit Praktiken oder Gewalt, oder dass er sie zur Strafe nehmen wollte, auch nicht durch Wucher etc., sondern ehrlich um Geld oder Geldes Wert, auch von solchen Personen, denen sie frei feil sind, wo das nicht, will ich ihm treulich raten, dass er mit den Bienen zufrieden sei (auf die Bienen verzichte), denn gar wenig Nutz zu erwarten ist, wenn man sie nicht durch Gunst und guten Willen überkommt (erlangt).
Da aber einer in einen Bienengarten käme, darinnen viel Bienststöcke feil wären, und er die freie Wahl darunter zu kaufen und zu nehmen hätte, soll er erstlich nach den Beuten sehen, dass diese nicht verfaulet seien, und im Fluge sehe er, welche Bienen sehr fliegen. So aber die Beuten aufgebrochen werden, sehe er, welche tief und groß sind, viel Honig und Bienen, auch nach der Zwiericht (rechtwinklig) oder Winkel gewirkt (gebaut) haben. Auch welche sich sehr wehren und böse sind, stechen und brausen, halte ich für die allerbesten.

Auf welche Zeit aber die Bienen gekauft oder fort sollen geführet werden, halte ichs am bequemsten im Märzen, wiewohl unsre Nachbarn eine andere Meinung und Regel haben, nämlich, wenn die Apfelbäume verblühet, sei es am gelegensten. Die Zeidler aber, so viel Bienen haben, halten es nach dem Ausgange des Maiens. Ich aber nicht, Ursach halben, im Maien haben die Bienen viel neu Gewirkte (Wabenbau) gemacht. Das ist noch weich, wenn man sie denn fortführet, fällt es in einen Haufen, und werden die Bienen leichtlich irre wegen des Gewirkten und Honigs Zerstörung.
Darum halt ichs um Fastnacht, wenn es ein wenig warm ist, am besten. Dazumal haben sie wenig Junge und nicht viel Honig, und ist das Gewirkte hart.
Jedoch lass ich jedermann sein Gutdünken und Wohlmeinung verbleiben.

Wenn man Bienen fortführet, sollen die Decken (Deckel, Dächer) nicht verwechselt werden. So es aber aus Vergessenheit oder sonst geschehe, ist es besser, man mache sie neu. Denn die Bienen haben eine große Nachrichtung daran. Ich habe es mit meinem großen Schaden erlernet im Fortführen der Bienen aus einem Garten in den anderen. Da ichs versehen und die Decken verwechselt, sind die Bienen irre geworden und nach den alten ihren Decken geflogen. Aber ehe ich es merkte, haben die fremden Bienen den anderen irrenden Einfall getan (sind eingefallen) und das Honig genommen.

Wenn ich aber die Bienen fortführen will, so mache ich ein Brett hinein in der Weite des Bienstocks, hinten breit und vorne schmal und einer Handbreit kürzer, denn (als) die Beute tief ist. Auf dass das Beutenbrett hinein kann, verschneide das Gewirkte (die Waben) und schlage einen Keil neben das Brett, damit, wenn das Gewirk oder Honig abbricht, auf dem Brette liegen bleibe, und in zweien oder dreien Tagen binden es die Bienen wieder an. So aber kein Brett darinnen ist, und das Honig und die Beut abscheusset (abstürzt?), kommen viel Bienen um, oftmals der Weisel selbst. Auch ziehen sie zum oftern (des Öfteren) mal gar davon, wie zuvor auch gemeldet.

Vom Fortführen der Bienen:
Wenn ich die Bienen fortführe, so nehme ich zwo Stangen und mache zweene Stricke daran, so sind die Beuten gut zu tragen und zu laden. Sonst, wo man gemeine Tragen dazu brauchet, zubrechen sie gemeiniglich ein, und fallen die Bienstöcke sehr mit großem Schaden. Ja, es kommen wohl die Bienen bisweilen gar um.
Auf einem Schlitten oder Schleifen sind sie auch gut fortzuführen, aber auf dem Wagen empfahen (empfangen) sie gemeiniglich Schaden von wegen der unebenen Wege, kommen auch oftmals durch Auf- und Abladen in Schaden, denn sie haben ihre Regierung (siehe Glossar) ganz stille, je weniger man um sie gehet oder poltert, je lieber sie es haben.

Achte gänzlich, da einer die Bienen, wie gesaget, auf einer Schleifen oder Trage fortschaffte, möchte es wohl im Brachmonat (Juni) ohne Schaden geschehen, wo man also gemach damit umginge.
Das Beutenbrett soll man wohl annageln, wenn man die Bienen fortführet. So es aber ohne gefähr (versehentlich) herausfiele, soll man den Stock bald abladen und bis auf den Abend niedersetzen, oder bis sich die Bienen wieder hinfinden, denn mag man sie wieder verstopfen und fortführen.

Es hat einer dem anderen einen Stock mit Bienen abgekauft mitten im Sommer und denselben ohne gefähr (ungefähr) einen guten Armbrustschuss fortgetragen, da sind die Bienen auf die vorige Stelle geflogen und sich an einen alten hohlen Baum geleget

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Glossar

Anna: Hanna (Schreibweise aus der Vulgata)
auszeucht: auszieht (aus dem Kontext erschließbar)
Beutenleim: Propolis (Grimms Wörterbuch)
brauchen: gebrauchen (Grimms Wörterbuch)
Decke: Deckel bzw. Dach (aus dem Kontext - insbesondere Kapitel 2 - erschließbar)
Digniter: lat. "Würde"
gewirkt: hergestellt, gebaut, Verb zu Gewirk=Werk, siehe auch Honiggewirkte
Honiggewirkte: Wabenbau (Grimms Wörterbuch)
Judicum: Das Buch Judicum bzw. Das Buch der Richter (Teil der heiligen Schrift), hier Bezug auf Kapitel 14
kein Gut tun: nichts Gutes tun, sich nicht rechtschaffen verhalten (Grimms Wörterbuch, Stichwort "Gut", dort Position IX@A@2)
Nützung: Ertrag bzw. Tracht (Grimms Wörterbuch)
Omeis: Ameise (Grimms Wörterbuch)
ohne gefähr: ungefähr, auch im Sinne von ohne Grund, ohne Absicht, versehentlich, siehe auch "nicht von ungefähr" für "nicht ohne Grund" (Grimms Wörterbuch)
panem propter deum singen: betteln bzw. um Brot betteln (panem propter deum: lat. "Gottes wegen Brot"), die Wendung ist verschiedenenorts auffindbar
Regierung, bzw. "haben ihre Regierung ganz stille": leider wurde keine belegbare Entsprechung gefunden, vielleicht "werden ganz still regiert" oder "verwalten ihre Angelegenheiten ganz still"?
Schlemmer, vom Schlemmer singen: sinngemäß "es sich gut gehen lassen" (Deutsches Sprichwörterlexikon)
Threnen: Drohnen (Grimms Wörterbuch, dort auf Grundlage des damaligen Kenntnisstandes erklärt)
Schleifen: schlittenartiges Transportmittel (Grimms Wörterbuch, Schleife 5)
Über: im Sinne von "außer" (aus dem Kontext bestehender Wendungen und Wortverbindungen, wie z. B. überdem für außerdem, erschließbar, siehe auch Grimms Wörterbuch)
überkömmen: erlangen, erhalten, erwerben, bekommen (Grimms Wörterbuch, Stichwort "überkommen", dort Position I@A@3)
verschleust: verschließt (aus dem Kontext erschließbar)
Victualien, auch Viktualien: von lat. victualia "Lebensmittel, Nahrungsmittel"
zufrieden sein: keine Ansprüche erheben (Grimms Wörterbuch)
Zukunft: Ankunft (Grimms Wörterbuch)
Zwiericht: vermutlich rechter Winkel bzw. die entsprechende Lehre (aus dem Kontext erschließbar)

Sehr leicht auffindbare Wortentsprechungen wurden nicht ins Glossar übernommen, um dieses nicht unnötig aufzublähen.

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